Einen faszinierenden Überblick über die zweitausendjährige Tradition des Weinbaus in Deutschland bietet das Deutsche Weinbaumuseum, eines der wohl weltweit größten und interessantesten Spezialmuseen seiner Art. Es wurde 1980 in einem stattlichen Barockgebäude in Oppenheim, der Stadt der Gotik und des Weines, eröffnet. Innerhalb von wenigen Jahren entwickelte sich das Museum zu einer weinbauhistorischen und weinkulturellen Institution von internationaler Bedeutung.
Die insgesamt 30 verschiedenen Ausstellungsbereiche sprechen sowohl den Weinfachmann als auch den Weinliebhaber an. So präsentiert das Museum unter seinen 4000 Ausstellungsobjekten etliche seltene Prachtstücke, mit denen die Entwicklung im Rebanbau und der Weinerzeugung der letzten Jahrhunderte eindrucksvoll dargstellt wird. Nicht weniger imposant wirken die umfangreichen Präsentation von Wein-Raritäten, alten Flaschen, Etiketten, Korkenziehern und Weingläsern, mit denen vor allem auch Weinfreunde begeistert werden. Informative Text- und Bildtafeln ergänzen diese Sammlungen, so dass der Museumsbesuch zugleich auch die Kenntnis über edle Kreszenzen bereichert.
Im Erdgeschoss entdeckt der Besucher viel Wissenswertes über die Geschichte des Weinbaus. Zahlreiche Modelle und seltene Exemplare von Keltern und Pressen, ein traditioneller Holzfasskeller sowie Gerätschaften zur Flaschenabfüllung demonstrieren typische Verfahren der Weinherstellung in alter Zeit. Von besonderem Reiz sind die original eingerichtete Küferwerkstatt sowie eine sehenswerte Kollektion von Weinflaschen aus den drei letzten Jahrhunderten. Auch die Erzeugung von Weinbrand und Sekt wird anschaulich thematisiert.
Im ersten Obergeschoss lernt man anschaulich die Tätigkeit des Winzers im Weinberg kennen. Man erfährt alles über die Bodenbearbeitung, den Rebanbau, die Rebenzüchtung und Rebenveredelung. Dazu gehören auch Einführungen in den Pflanzenschutz mit einer großartigen Sammlung alter Spritz- und Stäubergeräte. Natürlich darf auch das Thema Wein und Wetter mit der Darstellung des Einflusses des möglichen Klimawandels auf den Rebanbau sowie die im Herbst besonders aktuelle Starenabwehr im Weinberg nicht fehlen. Einige Räume weiter stellt eine auch für Kinder spannende Spezialausstellung die Tierwelt in ihrem Lebensraum zwischen Wald, Flur und Reben dar. Und auch mit einer Kuriosität ist das Museum bekannt geworden: Es beherbergt eine der weltweit größten Mausefallen-Sammlungen.
Reizvolle Sammlungen von Weinprobiergläsern, Briefmarken mit Wein-Motiven und außergewöhnliche Wein-Raritäten aus dem 17. und 18. Jahrhundert in Originalflaschen leiten über zu den Präsentationen im zweiten Obergeschoss, in denen fast alle für den Weingenießer interessante Themen behandelt werden. Das Spektrum reicht von der Vorstellung der deutschen Weinbaugebiete, über die Sammlung kostbarer Weingläser, Darstellungen der Themen Weinprobe, Weingesetz, Weinhandel und Weinversteigerungen, Wein in der Gastronomie bis zur Ausstellung über Wein und Gesundheit.
Eine kleine aber feine Gemäldegalerie zeigt ausgewählte Bilder zum Thema Wein in der Kunst und eine Schau historischer Fotoaufnahmen macht die Winzertätigkeit in früheren Jahrzehnten anschaulich.
Im Freigelände des insgesamt über 5000 Quadratmeter großen Terrains überrascht eine sehenswerte Sammlung von Keltern und Pressen aller Art. Unübersehbarer Blickfang ist hier das „Riesenfass“ aus dem Jahr 1860 mit einem Volumen von mehr als 11800 Liter. Einen weiteren Höhepunkt bietet schließlich der Besuch der Maschinenhalle, in der über 50 Traktoren-Oldtimer und Geräte, darunter viele Unikate, das Herz jedes Traktorenfreundes höher schlagen lassen.
Die Reichhaltigkeit der Sammlungen wird durch regelmäßige Sonderausstellungen sowie abwechslungsreiche Vortragsreihen ergänzt. Dadurch wurde das Deutsche Weinbaumuseum zum beliebten Treffpunkt, der mit seinem schönen Innenhof und einem modernen Seminarraum vielfältig genutzt wird.